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AutorenbildImke

Schwimmbad-Gedanken

Aktualisiert: 5. Aug.

Die Freiheit des einen endet, wo die Freiheit des Gegenübers beginnt


Was muss ich mir als (kinderfreie) Frau alles gefallen lassen? Und - wie verschwunden ist das Bewusstsein, das öffentlicher Raum kein Platz ist, an welchem man sich ohne Rücksicht auf Verluste verhalten kann, wie es einem beliebt?





Neulich im Schwimmbad beobachtete ich - selber schwimmend im Wasser - einige Zeit wie eine Mutter mit drei Kindern sich sehr lautstark im Grünen Becken des Bad Vöslauer Kurbades vergnügte. Sie waren sich hörbar dessen nicht bewusst, dass Wasser Schall zusätzlich verstärkt. Vorhandenes Kinder-Plantsch- und auch das Nichtschwimmer-Sportbecken schienen für ihre Aktivitäten wenig attraktiv. Auf meine Bitte, ob es denn vielleicht etwas leiser ginge, erwiderte mir die Mutter: "Aber das sind doch Kinder."


  • Implizierte sie damit, dass Kinder das Recht haben sich jeder Zeit zu verhalten, wie sie belieben und keine Rücksicht auf andere zu nehmen brauchen? Für mich fühlte es sich so an und warf gleichzeitig auch noch folgende Frage auf:


  • Darf ich als kinderlose Frau, der von der Mutter implizierten Argumentation folgend, somit mein Inneres Kind ins Spiel bringen, um Rücksichtslosigkeit und Narrenfreiheit im Verhalten salonfähig zu machen, wenn mir gerade danach ist?


„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ ~ Immanuel Kant (1724 - 1804)

Was bedeuten diese weisen Worte des Philosphen aus dem 18. Jahrhundert? Ich kann so lange das tun, was ich für richtig halte, bis sich ein anderer daran stört. Sie sind ein Plädoyer für gegenseitige Rücksichtnahme und scheinen in unserer Zeit doch zunehmend antiquiert.

Denn zum Beispiel die Bitte im Zug, doch die Musik in den Kopfhörern so leise zu machen, dass die Umgebung nicht gezwungen wird, mitzuhören, fährt einem ebenso patzige bis aggressive Antworten ein, wie die Bitte, statt mit Face-Time und "auf laut" in der U-Bahn, doch stattdessen das Handy ans Ohr zu nehmen und die Lautstärke etwas zu reduzieren - um nur zwei Beispiele zu nennen. Öffentlicher Raum fragt speziell nach Wahrnehmen des/der anderen und seiner/ihrer Bedürfnisse. Dazu setze ich die Wahrnehmung meiner selbst und meinen Bedürfnissen in Beziehung, um mich darin zu bewegen und zu handeln.


Selber Tag, andere Szene. Auf der Terasse des kleinen Café im Süden hatte sich ein Mann in Handwerkermontur und rauchend aufs Geländer gestützt, genau gegnüber dem Austieg aus dem Wasser, platziert. Die Intensität, Dauer und Ausschließlichkeit, mit welcher er mich beobachtete, machte mich auf ihn aufmerksam und wurde mir zunehmend unangenehm. Schließlich sprach ich ihn vom Wasser aus an, ob es einen speziellen Grund für sein offenbares Interesse gebe. Dürfe man nicht einmal mehr schauen und ich hätte doch einen Schaden, waren noch die freundlicheren Teile seiner Reaktion.


  • Heißt das nun tatsächlich, dass meine Grenzen zu setzen, ein Indikator dafür ist, psychisch krank zu sein?

  • Gehört mein Körper also doch nicht so sehr mir, dass es mir erlaubt ist, ihm Unangenehmes zu beenden zu versuchen?

  • Leben wir immer noch in einer Gesellschaft, in welcher die Freiheit des Mann, seinem Verlangen Ausdruck zu verleihen, gewichtiger ist als die Freiheit der Frau, Grenzen zu setzen, weil das ja vermeintlich Ausdruck eines psychischen Schadens (siehe oben) ist?

  • Und in der auch die Freiheit der Kinder nicht mehr an der Freiheit ihrer Umgebung endet?


Situationen wie diese erinnern mich dankenswerter Weise immer wieder daran, dass es noch immer viel zu tun gibt, damit die Lebensqualität (kinderlose) Frauen und ihre Gleichwertigkeit mit Männern sich weiterhin vergrößern.



Welche Situationen sind Dir "passiert", in welchen Du als (kinderlose) Frau im Alltag benachteiligt, belästigt, etc wurdest? Wenn Du Dir Austausch und Unterstützung zu diesem Thema wünscht, melde Dich gerne für ein persönliches Gespräch bei mir: office[at]imkenachbaur.com


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